Motorworld Rüsselsheim: Einigung über künftige Nutzung des Opel-Altwerkes erzielt

Die Activ-Group als Eigentümerin der Motorworld und die Stadt Rüsselsheim am Main haben sich darüber geeinigt, wie die Flächen im Opel-Altwerk künftig genutzt werden können. In einem städtebaulichen Vertrag wollen sie die Details der Umsetzung festschreiben. Beide Seiten einigten sich auf weitere, an den Bebauungsplan geknüpfte Bedingungen, wie Wohnungsbau, Denkmalschutz, Wegerechte oder Begrenzungen des Einzelhandels. Mit dieser Vereinbarung im Rücken nimmt die Stadt Rüsselsheim ein 2007 bereits begonnenes und 2014 unterbrochenes Bebauungsplanverfahren wieder auf. Die Stadtverordneten sollen nun in einer Sondersitzung am 16. Januar 2020 über die erneute Offenlage des geänderten Bebauungsplans entscheiden, damit im Sommer 2020 der Satzungsbeschluss die notwendige Rechtssicherheit für das Projekt beiführen kann.

Stadtrat Nils Kraft sieht darin einen Durchbruch in einem der wichtigsten Rüsselsheimer Entwicklungsprojekte der vergangenen 20 Jahre. „Für Rüsselsheim ist das Opel-Altwerk ein herausragendes Projekt der Innenstadtentwicklung. Nach einem intensiven Arbeits- und Aushandlungsprozess haben wir eine Einigung erzielt, die einen Meilenstein in der künftigen Weiterentwicklung unserer Stadt darstellt“, erklärt Kraft.

Auch Frank Dörflinger, Geschäftsführer der Activ-Group, freut sich: „Mit dem Ergebnis legen wir den Grundstein für den notwendigen Bebauungsplan. Der ist zentral, damit wir endlich konkret die Details planen und gezielt unsere Kunden ansprechen können. Denn auch die benötigten ein verbindliches Signal, um wiederum selber planen und entscheiden zu können“.

Das Konzept der „Motorworld Manufaktur“ sieht auf 100.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche eine vielfältige Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Event-Flächen, Büros, Werkstätten, Hotel, Boarding-House, Dienstleistern und Ausstellungsflächen rund um hochwertige und klassische Automobilität vor. In Rüsselsheim sollen diese Nutzungen mit Wohnungen kombiniert werden und den Kern eines neuen eigenständigen Quartiers mit hoher Einkaufs-, Wohn- und Aufenthaltsqualität bilden. Dadurch soll das historische Ensemble aus Industrie- und Verwaltungsgebäuden, Hallen, Innenhöfen und freien Plätzen neu belebt werden.

Für die Innenstadt von Rüsselsheim bietet sich mit der Motorworld Manufaktur die Chance, die Defizite im heute vorhandenen Einzelhandelsmix, der in den vergangenen Jahren zu kontinuierlichen Kaufkraftabflüssen geführt hat, auszugleichen und so wieder eine (über-)regionale Bedeutung zu erlangen. Damit das neue Innenstadtquartier Kaufkraft über die Stadtgrenzen hinaus binden kann, sollen auf einer Verkaufsfläche von rund 15.000 Quadratmetern Geschäfte entstehen lassen. Zusätzlich ist auf einer zusätzlichen, maximal 1.800 Quadratmetern großen Verkaufsfläche, ein Nahversorger (Vollsortimenter) vorgesehen.

„Eine Innenstadt hat aber auch Wohnfunktion“, wie Kraft betont. „Daher sollen zur Belebung des Quartiers mindestens 15.000 Quadratmeter Geschossflächen für Wohnen Platz finden. Weiterhin haben sich die die Partner darauf geeinigt, dass mindestens weitere 10.000 Quadratmeter für Büro und Dienstleitungsflächen erstellt werden sollen.

„Für uns ist dabei die Durchmischung der verschiedenen Nutzungsarten und ein hohes Maß an Flexibilität sehr wichtig. Wir wollen keine Clusterbildung, also Wohnen in der einen Ecke und Büros in der anderen“, erklärt Frank Dörflinger einen zentralen Aspekt des Konzepts, der für die notwendige Belebung des Quartiers sorgen soll.

Dabei helfen soll auch, dass das Quartier geöffnet und bessern an die Innenstadt angebunden wird. Dazu sind Zugänge von der Weisenauer Straße aus sowie Zugänge von der Marktstraße aus in die Gebäude vorgesehen. Das Hauptportal in der Marktstraße und der zu schaffende Durchbruch für den Autoverkehr erschließen das Quartier. Um Parkraum zu schaffen ist im südlichen Bereich der Bau eines Parkhauses geplant, wobei auch eine Tiefgarage möglich ist. Das bislang in sich abgeschlossene Areal soll dann künftig an allen Wochentagen rund um die Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Für den Geltungsbereich existiert bislang kein rechtsgültiger Bebauungsplan. Da das Areal als historischer Teil des Opel-Werksgeländes weitgehend bebaut ist und unterschiedlich gewerblich genutzt wird, ist es planungsrechtlich dem bebauten Innenbereich zuzuordnen. Bei der Beurteilung der Zulässigkeit von Nutzungen sind insbesondere die emissionsschutzrechtlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen, die sich durch den Flugbetrieb des nahen Flughafens Frankfurt ergeben, zu berücksichtigen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt hat für eine Wohnbebauung im nördlichen Teil des Areals bereits signalisiert, zuzustimmen. Und auch die Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde verliefen bislang positiv. Frank Dörflinger sieht damit das Projekt Motorworld nach zwei Jahren Vorarbeiten endlich auf einem guten Weg. Für die nächsten sechs bis zehn Jahren rechnet er mit dem Entstehen eines lebendiges, urbanes Quartiers.

Quelle: Stadt Rüsselsheim am Main | Gesamtplan: „Koschany + Zimmer Architekten“