Gliederung
Mehr urbanes Wohnen und Leben für das Zentrum
Das ehemalige Karstadt-Gebäude ist ein deutlich sichtbares Symbol für die städtebaulich unbefriedigende Situation im zentralen Innenstadtbereich der Stadt Rüsselsheim am Main: Der Gebäudekomplex steht seit 2000 leer und ist städtebaulich nicht eingebunden. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs hat die Stadt nach städtebaulichen Lösungen für das Gebiet von Friedens- bis Löwenplatz gesucht, das auch das Karstadt-Gelände beinhaltet. Nun hat das Preisgericht unter dem Vorsitz von Professor Johann Eisele einen klaren Sieger ermittelt.
Der innerhalb der Stadt mit Spannung erwartete Siegerentwurf stammt von „raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH“ aus Frankfurt. Er zielt besonders auf die Belebung des Stadtzentrums. Dazu gehört Wohnen in der Innenstadt, aber auch ein Mix aus Gewerbe, Dienstleistung, Gastronomie und Büros. „Urbanes Leben und Wohnen sollen wieder stärker ins Zentrum der Stadt rücken“, wie Oberbürgermeister Udo Bausch betont. Und er ergänzt: „Damit wird die Rüsselsheimer Innenstadt stark aufgewertet.“ Den städtebaulichen Wettbewerb und das Ergebnis bewertet Baudezernent Nils Kraft folglich als richtigen Schritt der Politik. „Damit haben wir die einmalige Chance, städtebauliche Mängel und architektonische Bausünden aus den 60er- und 70er Jahren schrittweise zu korrigieren.“ Das Investitionsvolumen für potenzielle Investoren bezifferte Bausch allein für die künftige Bebauung auf dem ehemaligen Karstadt-Gelände mit rund 20 Millionen Euro.
Flexibles Konzept mit mehrstufiger Umsetzungsmöglichkeit
Aus Sicht der Wettbewerbsjury stach am Siegerkonzept ein flexibles und stufenweises Vorgehen sowie die Einbindung der Eigentümer hervor. „Das Konzept berücksichtigt damit die schwierige Situation in der Innenstadt, dass die meisten Grundstücke in privater Hand sind und die Stadt deren Entwicklung nicht direkt beeinflussen kann“, erläutert Baudezernent Kraft. „Und das mehrstufige Vorgehen erhöht deutlich die Umsetzbarkeit des städtebaulichen Entwurfs“.
Die Pläne der Frankfurter Stadtplaner zielen darauf ab, das Stadtzentrum zu einem innovativen innerstädtischen Quartier zu entwickeln. Ihre Vorschläge sehen den Nutzungsschwerpunkt im Bereich des Wohnens mit einem Fokus auf gemeinschaftliches Wohnen. Nach Norden zur Frankfurter Straße sind Ladenflächen angedacht. Entlang der Löwenstraße sind neben gewerblichen Nutzungen auch Workinglofts in der Kombination von Wohnen und Arbeiten denkbar. Ebenso sind gemeinschaftliche Nutzungseinrichtungen wie Nachbarschaftscafé oder -werkstatt möglich. Für den Löwenplatz sehen die Pläne eine Reduktion der festen Platzmöblierungen auf wesentliche und flexibel nutzbare Elemente vor. Eine Umgestaltung würde auf Grundlage eines gemeinsam mit den Akteuren vor Ort entwickelten Nutzungskonzeptes erfolgen.
Karstadt-Bebauung als Katalysator für den Innenstadtumbau
Als „Katalysator“ für den Stadtumbau des Wettbewerbsgebiets soll in der ersten Phase des Stadtumbaus der Neubau des ehemaligen Karstadt-Gebäudes dienen. Der Bebauungsvorschlag für das Karstadt-Areal sieht dabei eine Blockrandbebauung und die Einteilung der Baumasse in zwei Bereiche vor: Zur Frankfurter Straße hin wird eine dreigeschossige Bebauung vorgeschlagen, die sich dadurch an ihre unmittelbare Umgebung orientiert und eine klare Kante bildet. Durch ein steiles Satteldach werden zwei zusätzliche Dachgeschosse ermöglicht, die sich nach Süden zum Innenhof öffnen. Ein dreigeschossiges Hofhaus ergänzt die Bebauung und umfasst einen grünen Gemeinschaftshof. Eine Mischung an unterschiedlichen Wohnungstypen und -größen soll ein vielfältiges Wohnungsangebot schaffen und eine lebendige Nachbarschaft ermöglichen. Dagegen fügt sich eine fünfgeschossige Bebauung als östlicher Auftakt und Platzkante zum Friedensplatz ein. Die Ecksituation am Friedensplatz wird damit etwas überhöht und kommt somit der „Torfunktion zur Innenstadt“ nach. In einer zweiten und einer dritten Phase könnten sukzessive Baulücken zwischen Friedensplatz und Löwenplatz gefüllt und geschlossen werden.
Karstadt-Areal mit weiterem Wettbewerb für Architekten und Investoren
Die gewobau Rüsselsheim wird im Anschluss an den städtebaulichen Ideenwettbewerb der Stadt Rüsselsheim am Main einen weiteren Architekten- und Investorenwettbewerb durchführen. Nach Veröffentlichung des Wettbewerbes, wird eine vorgeschaltete Auswahljury zirka sechs Interessenten aus den eingegangenen Bewerbungen vorauswählen. Zur Vorbereitung und Umsetzung der zweiten Wettbewerbsphase wurde wie beim Ideenwettbewerb ein Architekturbüro aus Darmstadt (stadt.bau.plan) beauftragt, erklärte gewobau-Geschäftsführer Torsten Regenstein. Dazu hat die gewobau Rüsselsheim als auslobendes Unternehmen einen ähnlichen Ablauf und weitgehend die gleiche Jurystruktur wie beim jetzt durchgeführten städtebaulichen Ideenwettbewerb vorgesehen. Damit kann die Kompetenz der Fach- und Sachpreisrichter, wie sie jetzt zum Gesamtprojekt erworben wurde, für diese zweite Wettbewerbsphase eingebracht werden.
Die Ergebnisse der ersten Wettbewerbsphase werden in diese Auslobung eingearbeitet. Nach Veröffentlichung des Wettbewerbes, wird eine vorgeschaltete Auswahljury zirka sechs Interessenten aus den eingegangenen Bewerbungen vorauswählen. „Nach heutigem Planungstand gehen wir davon aus“, so gewobau-Geschäftsführer Torsten Regenstein, „dass noch im November diesen Jahres die abschließende Jurysitzung stattfinden wird, sodass wir im Dezember 2018 über das Ergebnis unseres Wettbewerbes informieren können.“ Nach Vorlage des Ergebnisses soll der endgültige Grundstücksvertrag mit dem ausgewählten Investor verhandelt werden. Dieser kann dann als künftiger Eigentümer im ersten Quartal des nächsten Jahres 2019 in die finalen Detailplanungen eintreten. Der Abriss des bestehenden Gebäudeareals kann dann voraussichtlich im nächsten Jahr 2019 erfolgen. Optimistisch gerechnet könnte ein Baubeginn für den Neubau des Areals dann Ende des Jahres 2019/Anfang des Jahres 2020 angenommen werden.
Wettbewerbsausstellung im Rathaus
Zur Teilnahme am Ideenwettbewerb der Stadt waren 15 Architekten- und Stadtplanungsbüros aufgefordert worden, sich zu bewerben. Davon wurden sechs Planer ausgewählt, einen Wettbewerbsbeitrag einzureichen. Fünf machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Sämtliche Wettbewerbsbeiträge wurden im Anschluss an die Preisgerichtsverkündung im Rathaus öffentlich ausgestellt.
Quelle: Stadt Rüsselsheim am Main | Einige Grafiken, ein Model-Foto und ein Luftbild (vom Wettbewerbsgebiet) sind hier in einer Dropbox hinterlegt. Im Dateinamen finden Sie jeweils an letzter Stelle den Hinweis auf die Urheberschaft.