Von der Sozialpartnerschaft zum Gegenmanagement – Arbeitnehmervertretung bei Opel in der Ära Heller

Von der Sozialpartnerschaft zum Gegenmanagement - Arbeitnehmervertretung bei Opel in der Ära Heller

In der Reihe zu den „wilden 1970er Jahren“ im Rüsselsheimer Stadt- und Industriemuseum geht es am 4. November um 19 Uhr um die Betriebsratsarbeit bei Opel in der Ära Heller. Mit der Strategie des Gegenmanagement sorgte der 1975 neu gewählte Betriebsrat Schritt für Schritt für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Rüsselsheimer Werkshallen.

Der Name Richard Heller steht bis heute für eine Ära innovativer Betriebsratsarbeit bei Opel Rüsselsheim. 1975 hatte er mit einer neuen Generation zuvor oppositioneller Gewerkschaftsvertreter die Wahlen zur Personalvertretung gewonnen. Ihr konfliktorientiertes Konzept zielte darauf, die Arbeitsplätze zu sichern: Das bis dahin zwei Jahrzehnte lang erfolgreiche Modell sozialpartnerschaftlicher Mitbestimmung hatte an Boden verloren, als die Rezession 1966/67 und die Ölkrise 1973 Massenentlassungen nach sich zogen.

Zug um Zug rang der neue Betriebsrat dem Management Maßnahmen zugunsten der Belegschaft ab. „Mir mache nix umsonst!“, lautete die Devise des Rheinhessen Heller. Der Agitation der im Betrieb aktiven linken Gruppen nahm der neue Betriebsrat so den Wind aus den Segeln. Die verschiedenen K-Gruppen oder die undogmatische Linke, zum Beispiel vom „Revolutionären Kampf“, für die sich der junge Joschka Fischer, Tom Königs oder der später als Kabarettist erfolgreiche Mathias Beltz bei Opel anheuern ließen, blieben Randerscheinungen.

Den Rationalisierungsbemühungen sowie den Auslagerungen von Produktionszweigen durch das Management setzten die Opel-Betriebsräte ab Ende der 70er Jahre den Kampf für Arbeitszeitverkürzungen und die 35-Stunden-Woche entgegen. Dabei ging es nicht nur um die Rüsselsheimer Autobauer, sondern auch um eine gesamtgesellschaftliche Perspektive. Der Historiker Rainer Fattmann zeichnet die Geschichte dieses an den Bedürfnissen der Mitarbeiter orientierten Betriebsrats nach, der es erstmals wagte, auch Fragen des Umweltschutzes und der gesellschaftlichen Folgekosten der Automobil­nutzung zu thematisieren.

Rainer Fattmann publiziert zur Geschichte der industriellen Beziehungen und zur inter­nationalen Gewerkschaftsgeschichte. Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel. Teil­nehmende sollten entsprechende Nachweise mitbringen.

Weitere Informationen gibt es im Stadt- und Industriemuseum der Stadt Rüsselsheim am Main, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4, unter der Telefonnummer 06142 83-2950, per E-Mail an museum@ruesselsheim.de oder unter www.museum-ruesselsheim.de.

Quelle: Stadt Rüsselsheim am Main | Foto: privat