Der Kunstpfad Mainvorland in Rüsselsheim am Main ist komplett. Das vierte und letzte Kunstobjekt für den Pfad trägt den Namen „Where am I? As if in a dream… Did we arrive?” und wurde von Özlem Günyol und Mustafa Kunt erschaffen. Die Skulptur aus Sichtbeton ist der Fluchtroute einer Syrerin von Syrien nach Schweden nachempfunden, die die Frau im Jahr 2015 zurückgelegt hat. Über die sogenannte „Balkanroute“ kamen 2015 viele Menschen nach Nord- und Westeuropa – auch nach Rüsselsheim.
Bei der Präsentation des Werks am Donnerstag (8. März) verwies Kulturdezernent und Bürgermeister Dennis Grieser auf die Aufgabenstellung in der Ausschreibung für den Kunstpfad. Neben den Themen Industrialisierung und Strukturwandel seien Künstlerinnen und Künstler dazu angeregt worden, Entwürfe für Werke zum Thema Herkunft und Migration zu erarbeiten. Dies haben Günyol und Kunt mit sehr aktuellem Bezug getan und in Rüsselsheim am Main damit ein deutschlandweit einzigartiges Kunstobjekt geschaffen: „Wir sind stolz, ein Kunstwerk zu haben, das die Erinnerung an diese häufig genutzte Route Geflüchteter aufrechterhält. So wird man sich auch in zehn Jahren noch an den Weg der Geflüchteten erinnern“, sagte Grieser.
In drei Einzelteilen wurde das insgesamt 21,2 Tonnen schwere Werk mit einem Kran auf einem Fundament installiert. Die 9,5 Meter lange Skulptur beschreibt die Reiseroute einer Syrerin im Jahr 2015 von Syrien aus über Istanbul, Athen, Belgrad, Wien, Hamburg durch Europa bis nach Göteborg. Der Titel der Arbeit, der auf der einen Seite der Skulptur zu lesen ist, ist einem BBC-Interview mit der Syrerin entnommen. Auf der anderen, dem Main zugewandten Seite, können sich Menschen auf einer Sitzgelegenheit niederlassen. Die eigene Verbindung, die das Künstlerpaar zum Thema „eine neue Heimat finden“ hat, habe die Jury begeistert und überzeugt. Die beiden Städelabsolventen stammen aus Ankara und haben hier in Deutschland ihre neue Heimat gefunden. Sie arbeiten seit 2007 zusammen in Frankfurt am Main. Die Künstlerin und der Künstler, die mit einem Stipendium von der Hessischen Kulturstiftung gefördert wurden, haben in der Skulptur teilweise ihre eigene Geschichte umgesetzt. Sie haben auch selbst einzelne Stationen der Route bereist.
Im Wettbewerb „Kunstpfad Mainvorland“ hat eine Jury aus insgesamt 78 Ideenskizzen von Künstlerinnen, Künstler und Künstlerteams zunächst eine Vorauswahl getroffen und schließlich vier Werke gewählt, die seit dem vergangenen Jahr nach und nach auf dem Areal am Main zwischen Landungsplatz und Opelvillen in Rüsselsheim installiert wurden. Neben „Where am I? As if in a dream… Did we arrive?“ gehören auch die Werke „Heimat“ von Mario Hergueta, „Shortcut/Abkürzung“ von Martin Feldbauer sowie „Dauerparker“ von Matthias Braun zum Kunstpfad. Nachdem nun alle vier Kunstwerke erfolgreich installiert worden sind, werden in den kommenden Wochen noch gartenbauliche Maßnahmen an den Kunstwerken umgesetzt. Am 9. Juni 2018 soll der Kunstpfad im Rahmen des Eröffnungswochenendes der Reihe Kultur im Sommer feierlich eingeweiht werden.
Quelle: Stadt Rüsselsheim am Main
Auf dem Foto abgebildet sind v.l.n.r. Künstlerin Özlem Günyol, Rüsselsheims Bürgermeister Dennis Grieser und Künstler Mustafa Kunt vor dem Kunstwerk „Where am I? As if in a dream… Did we arrive?”.