Hertha Dünzinger zum „Leuchtenden Vorbild“ 2022 gewählt Die Stadt Rüsselsheim am Main hat ein neues „Leuchtendes Vorbild“: Hertha Dünzinger. Darauf hat sich eine Jury bestehend aus dem Ältestenrat sowie einer gleichen Anzahl an Kulturpreisträger*innen der Stadt unter dem Vorsitz des Kulturdezernenten Dennis Grieser in einer Sitzung am 23. November verständigt.
Hertha Dünzinger kam 1920 in Rüsselsheim zur Welt. Im Alter von 18 Jahren trat sie dem Deutschen Roten Kreuz bei und widmete dem Rettungsdienst fortan ihr lebenslanges Engagement. Im Krieg pflegte sie Verwundete, nach Kriegsende wirkte sie beim Aufbau sämtlicher Rotkreuz-Dienste in Rüsselsheim mit und wurde 1977 Vorsitzende des Ortsverbandes. Als sich 1990 das tragische S-Bahn-Unglück in Rüsselsheim ereignete, bei dem 17 Menschen starben und über hundert zum Teil schwer verletzt wurden, leitete die damals 70-jährige die umfangreichen Rettungsmaßnahmen, die Bergung der Toten und die Versorgung der Verwundeten.
Für ihr haupt- und ehrenamtliches Engagement, u.a. im städtischen Jugendwohlfahrtsausschuss, im Ausschuss für Kriegsdienstverweigerer beim Kreiswehrersatzamt und ihre Tätigkeit als Jugendschöffin verlieh ihr das Deutsche Rote Kreuz das Ehrenzeichen und die goldene Ehrennadel, vom Land Hessen erhielt sie den Ehrenbrief, 1982 folgte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Hertha Dünzinger starb am 20. April 2001 im Alter von 81 Jahren.
„Alleine diese Biografie rechtfertigt es bereits, sie als herausragende Persönlichkeit unserer Stadtgeschichte zu würdigen. Schlussendlich ausschlaggebend für die Jury war aber ein anderer Aspekt ihrer Tätigkeit, der in den Vorjahren bei Jurysitzungen wenig Beachtung fand, der sie aber für uns heute zu einem hochaktuellen ‚Leuchtenden Vorbild‘ macht“, so Bürgermeister Dennis Grieser:
1966 landete am Frankfurter Flughafen ein Arzt, der sich in Indien mit den Pocken infiziert hatte. 15 Kontaktpersonen des erkrankten Arztes mussten sich daraufhin für mehrere Wochen in eine Quarantänestation auf Schloss Dornberg begeben. Hertha Dünzinger nahm es freiwillig auf sich, diese Pockenquarantänestation zu betreuen und die Quarantänezeit mit den Betroffenen gemeinsam durchzustehen.
„Die Ehrung von Hertha Dünzinger ist damit zugleich auch Ausdruck größter Wertschätzung der Stadtgesellschaft gegenüber allen Pflegepersonen und Rettungskräften, die seit 2020 im Rahmen der Corona-Pandemie unter Gefährdung der eigenen Gesundheit die medizinische Versorgung z.B. auch an unserem GRP Klinikum aufrechterhalten und somit eine wertvolle Arbeit für unsere Stadt und ihre Menschen leisten – und das jeden Tag aus Neue“, so Bürgermeister Dennis Grieser.
Hintergrundinformationen
An der Jurysitzung nahmen teil: Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser (Vorsitz), Jonathan Roth (Kultursteuerung). Für die Kulturpreisträger*innen: Karl-Heinz Becker (Kunstverein Rüsselsheim e.V.), Ulla Bettmann (Königstädter Hofkonzerte), Florian Haupt (Das Rind), Erika Rohark (Dorflinde Rüsselsheimer Folk- und Jazzclub e. V.), Albrecht Schmidt, Rüdiger Schmidt, Regine Schröder-Kracht (Das verdammte Volkstheater). Für den Ältestenrat: Prof. Dr. Mathias Flörsheimer, Wilfried Hauf, Jens Grode, Markus Jagla, Murat Karakaya, Maria Schmitz-Henkes, Marcel Sedlmayer, Abdullah Sert, Christian Vogt, Joachim Walczuch.
Die Feierstunde für das „Leuchtende Vorbild“ 2022 findet im kommenden Jahr im Ratssaal des Rüsselsheimer Rathauses statt. Dann wird der Künstler Vollrad Kutscher eine mit Hertha Dünzingers‘ Portrait versehene Glaskappe in die „Galerie aus Licht“ einsetzen. Zu der Feierstunde sind alle Rüsselsheimer Bürger*innen eingeladen. Informationen zum Programm des Abends werden im Vorfeld kommuniziert.
Hertha Dünzinger ist das achte „Leuchtende Vorbild“ der Stadt. Zuletzt war 2019 Costas Alexandridis gewählt worden, der die Reihe von Adam und Sophie Opel (1998), Walter Rietig (2001), Luise Heßemer (2004), Herta Max (2013) und Dr. Günter Neliba (2016) erweiterte. 2007 und 2010 war keine Wahl eines „Leuchtenden Vorbildes erfolgt, nachdem im zuvor zweistufigen Verfahren der Vorschlag der Kulturpreisträger*innen in der nachfolgenden Jurysitzung des Ältestenrates abgelehnt worden war. Seit 2013 wählen Kulturpreisträger*innen und Ältestenrat gemeinsam das „Leuchtende Vorbild“ der Stadt Rüsselsheim am Main. Die nächste Wahl erfolgt dem Dreijahresturnus entsprechend 2025. Dann können die Rüsselsheimer Bürger*innen wieder Vorschläge einreichen und begründen, wer an neunter Stelle als Vorbild im Ratssaal leuchten soll.
Informationen zum Kunstwerk, dem Prozess zur Auswahl „Leuchtender Vorbilder“ sowie zu den bisherigen Vorschlägen können über die Adresse www.leuchtende-vorbilder.de auf der städtischen Homepage eingesehen werden.
Quelle: Stadt Rüsselsheim am Mai